Und ich glaube auch nicht, dass ich es diesmal schaffe für mich zufrieden stellende Worte zu finden; es bedeutet einfach zu viel.
Auf die Abschiedsphase bereitet man sich im Prinzip ein Jahr vor.
...allerdings, was das eigentliche Wegsein bedeuten würde, habe ich immer nur in ganz kurzen, oft sogar belangslosen Momenten geglaubt zu verstehen.
Wie ein Stich, ein kleiner, aber schmerzhafter, kam es ganz plötzlich.
Und bei wichtigen Angelegenheiten, wie z.B. der Verabschiedung der Austauschschüler oder das wirklich LETZTE Mal, das ich in die Schule gegangen bin, habe ich es einfach nicht verstehen können.
Ich wusste, ich müsste jetzt traurig sein und habe versucht mich einfach zu lösen, den Abschied bewusst anzugehen, aber begreifen konnte ich es nicht.
DER Tag kam immer näher.
Trotz der unvorstellbaren Situation einfach nicht mehr da sein zu werden, war jeder Tag bestimmt vom GEHEN und alles, was das mit sich bringt.
Allerdings haben die Abschiedsfeiern zum Beispiel nie so viel bedeutet, wie als meine ersten Freunde gegangen sind.
Eric, Gaëlle, Kike, Cece, alle sind sie vor mir gegangen.
Erics Abschied war glaub ich der schlimmste, da er
der erste war und es ein endgültiges ESISTVORBEI hieß.
(Außerdem vielleicht, weil ich mich nicht richtig verabschieden konnte...)
Sicher, all die, denen der Austausch etwas bedeutet hat, werden zurückkommen.
Aber nie nie nie wird es annähernd so sein wie es war.
Ohne die anderen Austauschschüler (die besten Freunden einfach; wie soll man sie wieder sehen, wenn sie überall auf der Welt verteilt sind?), ohne zur Schule zu gehen und selbst, wenn man zu Besuch ginge, meine Freunde sind schon von der Schule gegangen und überall zum studieren verstreut.
In der Familie wohnen, ok, dass kommt vielleicht noch mal vor.
Aber dann als GAST...und das macht einen großen Unterschied.
Die Familie überhaupt, das war ein schwerer Abschied.
Es tat sehr weh, mich nicht richtig von Juan, dem zweiten Vater, verabschieden zu können (er war nicht da, dabei wusste er ich würde kommen und es würde das letzte Mal sein, dass wir uns sehen könnten) und auch von den Mädels, obwohl ich ja nie eine soo gute Beziehung hatte.
Es war einfach ein Teil von meinem Leben dort und es ist für mich schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, aber ich vermisse sie.
Viel schlimmer war es natürlich zu den Dahuss Adios zu sagen, bei denen ich sowohl die erste, als auch die letzte Zeit gelebt habe.
Die Dahuss waren immer für mich da und haben mir eben besonders in der Anfangszeit viel geholfen.
Es war doch meine Familie!
So schwer fiel es mir schon, als ich im Januar in die nächste wechseln musste
-aber da ich mich schon eingelebt hatte, brauchte ich eine Familie, die so viel Halt wie die Dahuss gaben, auch nicht mehr.
Trotzdem bleiben sie für immer mi familia mexicana und ich hab sie schon zu meiner Hochzeit eingeladen.
Wir hatten viel Verkehr auf dem Weg zum Flughafen und kamen auch ein bisschen spät los.
Mit mir im Auto waren Baby, Aline, Alvaro und Pancho und Malita (Ale Malo) und Toño haben auf mich am Flughafen gewartet.
Clara sollte mit mir fliegen, also waren auch ihre (sehr, sehr liebe) Familie und zwei Freunde von ihr dabei.
Nach meinem kleinen Ticketdrama (für die, die es interessiert→ siehe unten) musste ich mich sehr beeilen und so war der eigentliche Abschied, das letzte in-den-Arm-nehmen, ein sehr kurzer Moment, über den man sich dann auch erst später klarer wird.
Ich glaube, dass das etwa im Flugzeug von México D.F. nach Frankfurt war, als der ganze Flugzeugerwischstress vorbei war und auch Clara endlich neben mir saß (von der ich mich ja in GDL am Flughafen verabschieden musste).
Da kam alles aus uns heraus. Und es war schön mit einer Freundin einfach mal alles beweinen zu können.
Wisst ihr, aber über die ganze Abschiedsphase hat mich auch ein guter Gedanke begleitet.
Das war es doch, diese Zweischneidigkeit!
Wie kann man einerseits jeden Tag, der einem noch vor dem Abflug bleibt als unbezahlbar empfinden und keine Zeit verschwenden wollen und auf der anderen Seite es gar nicht mehr abwarten können endlich wieder NACH HAUSE zu kommen?!
Denn egal, wie gut es mir gefallen hat, nichts geht über das eigene zu Hause.
Nirgends fühle ich mich so geborgen und vertraut wie bei meiner Familie, mit meinen Freunden und in meiner Umgebung, meinem Alltag.
Aber trotzdem war es nicht ganz leicht wieder anzukommen.
Meine Ohren taten schon auf dem Frankfurter Flughafen vom vielen Deutsch weh und die Stewardess im Flugzeug vom D.F. nach Deutschland habe ich sowieso dauernd auf Spanisch angesprochen.
Alle verstehen dann auch noch, was man so sagt und plötzlich ist man auch wieder brünett anstatt blond.
Gewohnheiten musste ich mich auch erstmal wieder ab-oder angewöhnen.
Uneingeladen dürfen keine anderen Leute mitgebracht werden, pünktlich sollte man allerdings sein und der 3-fache Preis muss einfach gezahlt werden, wenn man etwas haben möchte.
Gleich am Anfang haben mich allerdings noch Andrea und Pame Dahuss besucht, die sowieso gerade durch Europa gereist sind.
[Andrea war ein Jahr in Deutschland zum Austausch und Pame hat sie dann besucht. Zusammen sind sie gereist und haben bei uns, ein Tag nachdem ich angekommen bin, vorbei geschaut.]
Es tat gut sich nicht gleich ganz "trennen" zu müssen von allem mexikanischen und sowieso hab ich Pame so so gern, dass ich richtig froh war. Auch, dass sie jetzt meine Familie kennt und weiß, wie ich wohne trägt glaub ich noch mehr zum gegenseitigen Verständnis bei.
Und Andrea wollte ich ja sowieso die ganze Zeit schon mal kennen lernen.
Gleich am ersten Wochenende noch sind wir nach Zimmersrode gefahren, um dort Omi und Opa Walter, Dieter und Familie und Karsten, Sandy, Jule und Toni zu besuchen.
Ein Jahr scheint nichts zu sein, wenn man wieder kommt und es doch alles irgendwie wie vorher ist, wie es mir in Zimmersrode zum Beispiel vorkam.
Gleich weiter gings danach mit meiner Familie nach Schweden und das war doch schön! Ein schönes Ferienhaus direkt am See, mit viel Natur und vom Boot aus Beeren Pflücken.
Aber vor Allem: Mit meiner Familie nach so langer Zeit!
Im August dann, kamen Großmutter und Großvater, Ruth mit Familie, Ulrich und Karsten mit Familie, um Mamas Geburtstag und Janis Abi zu feiern, was wirklich mal wieder eine schöne, kleine Feier war.
Schon nur kurze Zeit danach sind Jani und ich für 4 Tage oder so zu Kai nach London gefahren. Es tat auch wirklich gut ihn endlich wieder gesehen zu haben und London ist ja ohnehin toll...DANKE für alles, Kai!
Nun, wieder in der Schule...
Es war so herrlich, endlich alle wieder zu sehen.
In den Ferien hab ich ja schon Manu, Lea, Jana und Lena gesehen, aber dann eben zum Schulstart alle anderen auch endlich =)
Ein Glück bin ich jetzt wirklich, trotz allen Stresses im 12. Jahrgang, nur man merkt nun ziemlich, dass es ernst wird.
(Vielleicht fühlt es sich nach so einem Jahr auch noch mal ernster an...)
Vor einem Jahr bin ich geflogen...
-da hatte gerade erst alles angefangen!!
Und nun bin ich schon seit 11/2 Monaten wieder da...
Ich habe mein Jahr geliebt, es hat sich gelohnt, ich empfehle es jedem, aber jetzt bleib ich erstmal wieder hier.
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*Ticketdrama
Noch im Auto auf dem Weg zum Flughafen habe ich scherzhaft zu meinen Freunden gesagt, dass ich mein Flugticket nicht dabei hätte und das stimmte auch, allerdings war ich mir der Konsequenzen nicht bewusst.
Ich dachte, allein mit der Reservierung sei es kein Problem, ins Flugzeug zu kommen (allerdings hatte ich diese auch zu Hause vergessen...) und sowieso, dass die Reservierung ein Elektronisches Ticket sei und eben nicht nur die Reservierung.
Natürlich habe ich nach meinem Ticket noch am Abend vorher geschaut, aber nachdem ich es nicht gefunden habe (und es nicht abhanden gekommen sein KONNTE), dachte ich, dass ich auch keins bräuchte.
Panisch wurde ich, als mich die Kontrolle trotz extra im Flughafenhotel erneut ausgedruckter Reservierung nicht durchlassen wollte.
Ich wusste ja, dass es nicht zu Hause sein würde, von dort hatte ich alles mitgenommen und meine Unterlagen ja eh nie auseinander genommen.
Und so breiteten meine Freunde und ich mein Handgepäck auf dem gesamten Flughafenboden aus und alles wurde durchsucht...
- Ohne Erfolg.
Die einzige Möglichkeit, die mir als mehr oder weniger logisch erschienen war, dass die Rotarier mein Ticket quasi als Sicherheit, dass ich wirklich zurück fliege und dass es nicht verloren ginge eingefordert hatten. Welch eine Ironie!
Zuerst sagte mir sogar der in Frage kommende Rotarier, dass er grad nicht in seinem Büro sei und es deshalb nicht wisse...ich solle doch später mal vorbeischauen.
Meine Maschine war noch nicht weg, aber trotzdem nicht mehr erreichbar für mich, als Muro, der Rotarier, wieder anrief, dass mein Ticket wirklich dort sei.
Ohne Claras Papa hätte ich das wohl nie durch gestanden.
Er hat mir geholfen meinen Flug auf eine Maschine später umzubuchen und hat dann noch einen Freund angerufen, der das Ticket aus dem Büro abholen und zum Flughafen bringen sollte.
Zeitlich war ich dann zwar auch für die 2. Maschine knapp dran, aber es hat dann doch noch alles geklappt und auch den Flug nach Deutschland habe ich nach einem Hin- und Her im Flughafen in Mexico City auch erreicht.
Voilá, hier bin ich!